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Über Hunde und Hitze 29.06.2024

Da ich immer noch Menschen beobachte, wie sie bei 30°C in der prallen Sonne mit ihren Hunden Fahrradfahren, Joggen und auf schattenlosen glühendheißen Asphaltwegen spazieren gehen, werde auch ich nicht müde, das Thema immer wieder aufzugreifen.

Wir Menschen haben mit unserer Haut nahezu unsere gesamte Körperoberfläche zum Schwitzen und somit Temperaturausgleich zur Verfügung. Gehen wir davon aus, dass unser Hund dies ebenso kann, kann dies durchaus zu für den Hund lebensbedrohlichen Fehleinschätzungen führen. Hunde sind im Gegensatz zu uns mit nur sehr wenigen Schweißdrüsen ausgestattet. Sie regulieren ihre Temperatur daher zum größten Teil durch Hecheln, was wiederum viel mehr Energie verbraucht als unser Schwitzen über die Haut. Es passiert daher viel schneller, dass der Hundekörper durch eine hohe Außentemperatur und womöglich noch körperliche Belastung überhitzt. Und während wir noch denken „bisschen warm, aber geht ja noch“, kämpft unser Hund möglicherweise schon mit den Symptomen eines Hitzschlags.

Diese reichen von starkem Hecheln über einen beschleunigten Puls, Erbrechen und Erschöpfung bis hin zu Krampfanfällen, Gleichgewichts- und Bewusstseinsstörungen.

Natürlich gibt es auch unter den Hunden unterschiedliche Empfindlichkeiten bei Hitzeeinwirkung. Diese sind u.a. abhängig von der allgemeinen Konstitution, der Rasse und besonderen körperlichen Gegebenheiten. So ist wohl jedem klar, dass die sogenannten brachycephalen, sprich kurznasigen Rassen, die schon bei kühleren Temperaturen unter ständiger Atemnot leiden, bei hohen sommerlichen Temperaturen blitzschnell überhitzen und nicht selten dieser Tage schon bei wenig Belastung komplett kollabieren. Anderen wiederum scheint die Hitze wenig auszumachen und sie wundern sich nur, warum wir Menschen denn plötzlich so träge geworden sind.

Trotzdem sollte mittlerweile selbstverständlich sein, dass ich meinen Hund bei den derzeitig herrschenden und noch steigenden Temperaturen tagsüber eher schone und die Morgen- und Abendstunden für Bewegung und körperliche Auslastung nutze. Umso erstaunlicher für mich, dass man immer noch eingangs Beschriebenes zu sehen bekommt.

Aber was kann ich nun konkret tun, wenn mein Hund – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – einen Hitzschlag oder eine Hitzeerschöpfung erleidet oder ich Zeuge eines/r solchen bei einem fremden Hund werde?

Der erste Tipp: helfen! Und egal, ob sich der Hund scheinbar schnell wieder erholt, in jedem Fall den Tierarzt aufsuchen!

Bis zum Eintreffen beim Tierarzt könnt ihr aber schon eine ganze Menge Erste-Hilfe-Maßnahmen leisten: bringt euren Hund zunächst an einen kühlen, schattigen Ort. Ist er bei Bewusstsein, bietet ihm (lauwarmes) Wasser an. Ihr könnt ihn auf ein feuchtes Tuch legen und ihm ein ebenfalls feuchtes Tuch um den Kopf und den Hals legen, welches ihr aber immer wieder austauschen solltet, damit es kühl bleibt. Ihr solltet dann bei den Pfoten beginnend, über die Beine nach oben vorsichtig den Hund mit Wasser (nicht eiskalt) befeuchten. Den Hund nicht komplett mit nassen Tüchern bedecken, da sich die Wärme darunter staut. Ist der Hund stabil genug, kann man ihn durch kühles Wasser waten lassen.

Insbesondere bei einem Hitzschlag, also wenn die Körpertemperatur des Hundes über 41°C steigt, ist dies nicht nur lebensgefährlich, sondern es können Folgeschäden entstehen. Diese können nur durch einen Tierarzt abgeklärt und bestenfalls ausgeschlossen oder eben behandelt werden.

… und Action!? Weniger ist mehr – 02.06.2024

Eine weit verbreitete These bei Hundebesitzer:innen von Hunden, die ein hohes Aktivitäts-Niveau
haben, sei es aufgrund ihrer Genetik oder weil sie noch jung und wild sind, ist: mein Hund ist so ein
Power-Paket, der hat so viel Energie, der ist gar nicht müde zu kriegen – ich muss ihn deshalb noch
besser körperlich und geistig auslasten!
Man könnte sich aber auch erst einmal die Frage stellen: ist noch mehr Auslastung im Sinne von
mehr Bewegung, mehr Förderung des Bewegungsdrangs, mehr Action, wirklich das, was dieser
Hund braucht?
Natürlich ist es wichtig, einem Hund je nach seinen individuellen Bedürfnissen, seiner Genetik und
Konstitution die entsprechende Bewegung zu ermöglichen und ihn auch kognitiv zu beschäftigen,
was auf vielfältige Weise passieren kann. Den Hund seine Umwelt erkunden zu lassen, eigene
Erfahrungen sammeln und dabei auch mal Fehler machen zu dürfen, ist z.B. eine ganz großartige Art
der geistigen Auslastung und Entwicklung der Selbstwirksamkeit. Insbesondere für junge Hunde, bei
denen sich das Gehirn noch in der Entwicklung befindet, sollte dies zum Alltag gehören.
Wenn man aber einem Hund, der sowieso schon schwer zur Ruhe kommt und vor Energie nur so
übersprudelt immer mehr und mehr Bewegung, Rennen, Toben und Aktion ermöglicht, führt das
zunächst einmal nur dazu, dass er noch besser trainiert wird, noch mehr in diesem Bereich leisten zu
können. Einen Kurzstreckenläufer, dem ich noch mehr Trainings-Einheiten ins einer Disziplin
verpasse, mache ich im Regelfall schneller, nicht ruhiger.
Diese Hunde sind also meistens richtig gut darin und voll bei der Sache, wenn es um noch mehr
Bewegung und Power geht. Aber sie haben nie gelernt, sich selbst in ihrem Erregungs-Niveau
herunter zu regulieren und wirklich zur Ruhe zu kommen. Das Ergebnis ist dann oft eine
Erwartungshaltung dieser sogenannten “Hibbelhunde”, die dann ständig auf hab-Acht sind, acuh
wenn eigentlich gerade nichts passiert. Das führt im schlechtesten Fall zu einem dauerhaft erhöhten
Stress-Level, was dann auch irgendwann der Gesundheit nicht mehr zuträglich ist.
Bevor ich also hingehe und mir anschaue, wie der Hund optimal ausgelastet werden kann, macht es
fast immer SInn, mir zuerst anzuschauen: wie gut kann der Hund denn eigentlich Ruhe? Wie gut
kann er sich zurücknehmen, wenn er mal nicht dran ist, wie gut kann er sich regulieren, wenn es
heißt “jetzt leg dich mal da hin und entspann dich”? Ist der Hund hierzu gar nicht in der Lage, muss
ich eventuell eher daran arbeiten als an der Wahl der nächsten Sport- oder Beschäftigungs-Art.

Rücksicht ist besser als Nachsicht – 10.04.2024


Für alle anderen: achtet aufeinander und respektiert die persönlichen Grenzen anderer Menschen und Hunde. Lieber vorher einmal nachgefragt als nachher drüber streiten, wer nun die Tierarztkosten tragen muss.

In letzter Zeit werde ich immer wieder von Hunde-Halter:innen angesprochen, die von Begegnungen auf ihren Gassigängen berichten, die sie selbst völlig verzweifelt und hilflos zurücklassen. Begegnungen, bei denen man sich fragt: wer verhält sich jetzt unmöglicher, der andere Hund oder der dazugehörige Mensch?

Ein Beispiel zum verdeutlichen: Frauchen geht mit ihrem unkastrierten Rüden Hasso im Park spazieren, Hasso ist angeleint. Hasso hat außerdem situativ ein Problem mit anderen Rüden, würde dann auch – so Frauchen ihn denn ließe – einem Streit nicht aus dem Weg gehen. Frauchen hat das gut im Griff, Hasso weiß, dass andere Rüden nicht geschreddert werden, alles ist soweit gut.

Nun kommt von Weitem ein anderer Hundehalter mit seinem unangeleinten Rüden entgegen, der Hund brettert ungebremst auf Frauchen und Hasso zu, Hasso würde am liebsten jetzt schon die Ärmel hochkrempeln, denn der andere scheint ja quasi nach einer Abreibung zu schreien, so distanzlos, wie er sich zeigt. Aber: Hasso hat ja gelernt, andere Hunde verprügeln ist nicht, Frauchen klärt das. Also hält er sich wie besprochen zurück.

Frauchen wiederum würde es gerne klären, indem sie Hasso davor schützt, dass andere seine persönliche Individualdistanz unterschreiten. Also ruft sie dem anderen Hundehalter zu, er möge seinen Hund bitte zurückrufen.

Nun gibt es zwei Szenarien, die viele verantwortungsbewusste Hundehalterinnen und Hundehalter, so auch unser Frauchen, regelmäßig verzweifeln lassen:

1. Der andere Hundehalter ruft seinen Hund, dieser zeigt ihm lediglich den imaginären Mittelfinger und bollert weiterhin auf Frauchen und den immer ungehaltener werdenden Hasso zu, oder

2. der andere Hundehalter ruft etwas wie „der macht nix“, „der will nur mal hallo sagen“ oder „lassen Sie Ihren Hund ruhig von der Leine, die klären das unter sich“.       

Beides ist nicht das, was man unter höflichen, rücksichtsvollen Begegnungen versteht und bringt Frauchen und Hasso in eine Situation, die alles andere als angenehm ist und überhaupt nicht dem entspannten Spaziergang entspricht, den Frauchen sich so vorgestellt hat. Dabei hat Frauchen mit viel Training und harter Arbeit dafür gesorgt, dass Hasso nicht mehr bei jeder Hundebegegnung aus der Jacke springt und rot sieht.

Aber auf das Verhalten mancher nicht so rücksichtsvoller Menschen in Kombination mit deren unerzogenen Hunden, bleibt oft nur ein Gefühl von Hilflosigkeit und Unverständnis zurück.

Deshalb plädiere ich immer wieder: nehmt Rücksicht. Nicht jeder Hund mag (alle) andere(n) Hunde, nicht jeder Mensch freut sich darüber, von anderen Hunden mit möglichst viel Körperkontakt begrüßt zu werden. Und nein, nicht immer ist es sinnvoll, die Hunde alles unter sich klären zu lassen. Das kann im blödesten Fall unschön und teuer enden und selbst wenn nicht, ist es nicht selten unangebracht und übergriffig.

Wenn der Hund nicht hört, muss er an der Leine bleiben und vielleicht eine gute Hundeschule besuchen, die mit Hund und Frauchen/Herrchen einen sicheren Abruf erarbeitet.

Spielst du noch oder jagst du schon? – 21.02.2024

Eine spannende Frage, die sich bei unseren Hunden häufiger stellen sollte, als sie es wahrscheinlich tut. Wenn man Hundebesitzer fragt, wie spielst du mit deinem Hund, ist eine der häufigsten Antworten: ich werfe Bällchen. Das ist erst einmal auch nichts Schlimmes, bringt Hund und Mensch körperliche Auslastung und Spaß, insbesondere dann, wenn der Hund den Ball auch noch zurückbringt und mit großen Augen und langer Zunge darauf wartet, dass sein Mensch ihn erneut durch die Luft fliegen lässt. Und tut er es nicht, ists auch ok, dann ist das Spiel eben vorbei und man geht gemeinsam weiter seiner Wege.

Und dann gibt es die Kandidaten, die schon beim Anblick ihres geliebten Balls völlig in Rage geraten, der ganze Hund vibriert nur so vor Erregung und Spannung. Der Blick kann kaum mehr abgewandt werden vom Objekt der Begierde, andere Außenreize spielen keine Rolle. Der Ball fliegt, das Hinterherhetzen beginnt und es gibt kein Halten und auch kein Ende mehr.

Ist doch eine tolle Auslastung, so ein Jagdspiel, es macht ihm so viel Spaß, wird der eine oder die andere jetzt sagen. Leider beginnt an dieser Stelle bereits das Missverständnis, angefangen mit dem Wort „Jagdspiel“. Dieses Wort ist ein Widerspruch in sich, denn Jagd ist niemals ein Spiel. Nie. Jagdverhalten dient im Ursprung einzig und allein dazu, ein anderes Lebewesen zu töten und zu fressen. Es ist also sozusagen eine lebenserhaltende Maßnahme und hat damit ganz sicher nichts mit Spiel und Spaß zu tun.

Dass bei der Jagd berauschende, unglaublich glücklich machende körpereigene Hormone und Botenstoffe ausgeschüttet werden, liegt in der Natur der Sache. Diese werden vom Jagenden benötigt, um dranzubleiben, sich ohne zu zögern in einen möglichen Kampf mit wehrhafter Beute zu stürzen und – ebenfalls ohne zu zögern – zu töten. Und um auch nach dem x-ten Misserfolg noch motiviert zu sein, es wieder zu tun.

Natürlich sind in unseren Breitengraden die wenigsten Hunde noch darauf angewiesen, ihre Nahrung selbst zu beschaffen. Nichtsdestotrotz ist Jagdverhalten tief verankert in der Natur unserer felligen Freunde. Und je nach Rasse, Züchtung und Förderung kann diese höchst natürliche und normale Verhaltensweise schließlich in einem nicht mehr erwünschten fehlgeleiteten Beutefangverhalten enden, das im schlechtesten Fall weit über Bälle oder andere unbewegliche Gegenstände hinausgeht. Dann sind plötzlich andere Hunde, Katzen und/oder Kinder im Fokus. Und spätestens dann sind sich alle einig, dass der Spaß vorbei ist.

Es wird den einen oder die andere erstaunen zu hören, dass mit aller Wahrscheinlichkeit die meisten Beißvorfälle nicht durch Aggression, sondern eben durch fehlgeleitetes Beutefangverhalten ausgelöst werden. Allerdings hat dieses Verhalten nichts mit Aggression zu tun.

Wenn du also mit deinem Hund gerne Ball spielst, überlege, ob es tatsächlich auch für euch beide nur ein Spiel ist. Sollte dein Hund übermäßig aufgeregt auf den Ball reagieren, nur noch Augen für diesen haben, seine Umgebung komplett ausblenden und selbst kein Ende finden (trotz vielleicht eintretender Erschöpfung), dann sind dies ziemlich eindeutige Anzeichen dafür, dass es sich beim Hetzen des Balles für deinen Hund eher um eine Jagdsequenz handelt und nicht um Spiel und Spaß. Dieses Verhalten sollte nicht gefördert werden! Es gibt unzählige Beschäftigungsmöglichkeiten für dich und deinen Hund. Packe den Ball lieber weg und werde kreativ, so dass aus Spaß nicht irgendwann Ernst wird und Verhaltensweisen gefördert werden, die bei dem einen oder anderen Hund zu problematischem Verhalten führen können, welches aufgrund seines großen Selbstbelohnungseffekts nur sehr schwer wieder in den Griff zu bekommen ist.

Warum Frustrationstoleranz so wichtig ist – 05.01.2024

Wenn ich mit meinem Hund einen ganz normalen Alltag lebe, kommt es hin und wieder vor, dass auch mein Hund Abstriche in der Erfüllung seiner Bedürfnisse machen und auf Dinge, die er gerne hätte, verzichten muss. Das ist sowohl für uns Menschen als auch für unsere Hunde Teil des Lebens, wenn ich auch weiterhin zumindest ein wenig am gesellschaftlichen Leben teilhaben möchte.

Daraus ergibt sich automatisch, dass ich es meinem Hund nicht immer und überall recht machen kann und daher ist es dem Hund gegenüber eigentlich nicht fair, wenn ich es ständig versuche, wir jedoch daran scheitern, dass sein Bedürfnis gerade nicht zur Situation passt.

Beispiele gibt es etliche: mein Hund findet meinen Besuch doof und möchte eigentlich lieber, dass dieser wieder geht, während ich drei Stunden in der Küche gestanden und ein aufwändiges Menü für meine Freunde vorbereitet und mich sehr auf einen entspannten Abend mit diesen gefreut habe.

Mein Hund hat außerdem die Nachbarskatze zum Fressen gerne und würde ihr am liebsten den Hals umdrehen, was ich natürlich zu Gunsten einer entspannten Nachbarschaft und auch aus Tierschutzgründen nicht zulassen kann.

Oder der Hund findet das Alleinbleiben höchst frustrierend und langweilig, ich jedoch muss hin und wieder arbeiten oder einkaufen oder sonst etwas erledigen, bei dem mein Hund einfach nicht dabei sein kann.

Die Liste lässt sich nahezu endlos fortsetzen und verdeutlicht, dass es gar nicht möglich ist, jedem Bedürfnis meines Hundes ungefragt nachzugeben. That’s life!

Darum ist es so wichtig und für den Hund langfristig eine enorme Erleichterung, wenn er von klein auf lernt, mit Frust umzugehen. Dass es kein Weltuntergang ist, wenn mal etwas nicht nach seinem Plan läuft. Dass man es schafft, über Dinge hinwegzukommen, die einen zuvor in Frust versetzt haben. Diese Fähigkeit ist den Hunden – ebenso wenig wie uns Menschen – aber nicht angeboren. Frust aushalten will gelernt sein. Je früher desto besser. Solange das Welpen- und Junghunde-Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, ist die beste Zeit, um Frustrationstoleranz zu lernen, da sich dies direkt auf die entsprechenden Gehirnstrukturen niederlegt und dem Hund ein Leben lang erhalten bleibt und im Erwachsenenalter dafür sorgt, dass Frust gar nicht erst so schnell aufkommt und falls doch, dass der Hund deutlich besser damit umgehen kann. Ein Gewinn für alle.

Es ist also nicht gemein, wenn ich meinem Hund hin und wieder bewusst verwehre, sein Bedürfnis – ich möchte JETZT in den Garten, ich will JETZT SOFORT meine Streicheleinheit, ich möchte JETZT diesen Kauknochen haben etc. – zu befriedigen. Denn nur das gibt ihm die Möglichkeit, zu lernen, Frust auszuhalten und sich selbst zu regulieren. Wenn ich ihm nicht helfe, das zu lernen, lehrt es ihn das Leben und daraus entstehen dann nicht selten die Probleme, mit denen Hundehalter dann nicht mehr zurechtkommen.

Und versprochen: euer Hund wird euch nicht weniger lieben, wenn ihr ihm nicht jeden Wunsch jetzt und sofort von den Augen ablest 😊

Zeig mir, wie du riechst und ich sag dir, wer du bist – 13.11.2023

Dass Hunde ihre Welt hauptsächlich über die Nase erkunden, ist hinlänglich bekannt. Aber wusstet ihr, dass Hunde viel mehr Riechzellen besitzen als wir Menschen? Bis zu 200 Millionen, um genau zu sein, abhängig von der Rasse und Konstitution der Nase. Im Vergleich: wir Menschen haben nur ca. 5 Millionen Riechzellen.

Kein Wunder also, dass Gerüche für unsere Hunde so viel mehr bedeuten als angenehm oder unangenehm. So ist es ihnen möglich, aus einem Gemisch aus Gerüchen, einzelne Nuancen herauszuriechen, was sie zB als Spürhunde unschlagbar macht.

Hunde kommunizieren sogar ganz intensiv über Gerüche, was man auf dem täglichen Spaziergang ständig beobachten kann, wenn Struppi und Co an gefühlt jedem zweiten Grashalm stehenbleiben und ausgiebig schnüffeln. Das ist wie Zeitunglesen. Aus dem Urin eines anderen Hundes kann er unzählige Informationen herauslesen, wie Geschlecht, Alter, kastriert, läufig, krank etc. Und das Markieren, das viele Hunde zeigen, dient ebenfalls dazu, anderen Hunden über den Geruch des eigenen Urins mitzuteilen, wer man ist. Sehen und gesehen werden ist da die Devise… und das nur über die jeweilige Identifikation der Gerüche. Ein, wie ich finde, hochspannendes Thema.

Ein ernstes Wort – 01.10.2023

Viele von euch haben sicherlich mitbekommen, dass sich etliche Tierschutzvereine/Tierheime zusammengeschlossen und einen „Brandbrief“ an die in der Politik Verantwortlichen verfasst bzw. unterschrieben haben. In dem Brief geht es darum, dass Tierheime nicht mehr wissen, wie sie der Flut von Tieren, die täglich aufgenommen werden müssten, noch Herr werden sollen. Die Tierheime in ganz Deutschland stehen mit dem Rücken an der Wand und benötigen dringend die Unterstützung der Politik.

Da dies ein so wichtiges Thema ist, möchte ich es zum Anlass nehmen, über ein paar Dinge bei/vor der Anschaffung eines Hundes als neues Familienmitglied zu sprechen. Und ich entschuldige mich schon jetzt, dass dieser Text lang werden wird, bitte euch aber trotzdem von Herzen, ihn bis zum Ende zu lesen 🙂

Zunächst einmal beglückwünsche ich jeden, der sich (nach hoffentlich reiflicher Überlegung) dazu entschließt, einen Hund bei sich aufzunehmen und ihm das Leben zu ermöglichen, das er verdient und braucht. Auch der Kauf eines Hundes beim Züchter ist völlig legitim. Vorausgesetzt, der Züchter ist seriös und verantwortungsvoll in dem, was er tut.

Ein verantwortungsbewusster seriöser Züchter zeichnet sich neben vielen anderen Faktoren dadurch aus, dass er (oder sie) seine Welpen NIEMALS über Internetplattformen wie Ebay und Co. feilbieten würde. Menschen, die sich Züchter nennen und über das Internet (nicht gemeint sind die eigenen persönlichen homepages, sondern online-Verkaufsplattformen) Welpen anbieten, sind in aller Regel Massenvermehrer, die ihr „Produkt“ nicht selten im Ausland produzieren (lassen); dies unter den unwürdigsten und tierschutzwidrigsten Zuständen. Diese Vermehrer scheren sich weder um Gesetze und schon gar nicht um das Wohl der Lebewesen, die für diese Menschen nicht mehr als eine gut bezahlte Ware sind, die dann auf irgendeinem ranzigen Autobahnrastplatz in die hoffnungsvollen Hände ihrer (meist unwissenden) neuen Besitzer übergeben werden.

Welches Leid aber hinter diesem illegalen Tun steckt, wissen die neuen Besitzer oft nicht… oder wollen es nicht wissen:

– Dass die Muttertiere als Gebärmaschinen missbraucht und bei JEDER Läufigkeit gedeckt werden;

– dass die Hündinnen in engen Verschlägen leben, in ihren eigenen Ausscheidungen liegen und in ihrem Leben nicht erfahren, was Tageslicht ist, sondern grausam entsorgt werden, wenn sie ausgedient haben;

– dass die Welpen viel zu früh von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt werden und dann mit gefälschten Papieren oft krank und voller Angst auf einen viel zu langen Transport geschickt werden, den die Schwachen unter ihnen gar nicht erst überleben;

– dass diese Tiere es aufgrund fehlender Sozialisierung immer schwerer im Leben haben werden, bis hin zu massiven Verhaltensstörungen

– dass nicht wenige Welpen, so sie es denn lebend zu ihren neuen Besitzern schaffen, körperlich so geschwächt oder krank sind, dass dies ihr Leben lang bemerkbar bleibt. Einige schaffen es nicht und müssen von ihrem Leid erlöst werden.

Die Liste der Grausamkeiten des illegalen Welpenhandels ist damit sicherlich nicht abschließend.

Und hier schließt sich der Kreis derer, die aufgrund des oben beschriebenen traurigen Starts ins Leben kaum eine Chance auf ein unbeschwertes Hundeleben haben. Diese Tiere landen schließlich in unseren Tierheimen, sei es aufgrund von Verhaltensstörungen oder Krankheiten, die keiner mit angucken oder bezahlen kann/möchte.

Jeder kann das verhindern, indem er/sie sich vorher genau informiert. Schließlich geht es hier um Lebewesen und künftige Familienmitglieder, richtig?

Es gibt noch einige weitere Faktoren, die man bei der Anschaffung eines Hundes unbedingt beachten sollte und die das Risiko einer Fehlentscheidung und somit möglichen Abgabe des Hundes in ein Tierheim deutlich reduzieren.

Wenn ihr euch unsicher seid, welcher Hund zu euch passt und wie ihr die Suche nach dem passenden Hund angehen sollt, wendet euch z.B. an die Tierheime oder eine/n Hundetrainer/in. Diese beraten und begleiten euch gerne 🙂

Von Stimmungen und Stimmungsübertragung – 10.09.2023

„Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.“

Dieses Sprichwort ist so traurig wie wahr. Lange Zeit hat man Tieren, so auch unseren Hunden, die Fähigkeit zum Empfinden von Emotionen abgesprochen. Mittlerweile ist es wissenschaftlich nahezu unumstritten, dass Hunde sehr wohl und in hohem Maße emotional sind und agieren. So sind sie bspw. ebenso wie wir in der Lage, Angst, Trauer, Freude, Wut, Ekel, Aufregung und einiges mehr, zu empfinden.

Noch spannender: Hunde können all diese Emotionen auch bei uns lesen. Einen Großteil des Tages verbringen sie damit, uns und ihre Umwelt zu beobachten. Ihnen entgeht keine unserer Regungen, sie sind Perfektionisten im Lesen unserer Körpersprache, Mimik und Gestik. Und da Hunde hochsozialisierte Lebewesen sind und sich in vielen Fällen eng an uns binden, ist es eigentlich keine Überraschung, dass sich unsere Emotionen, unsere Stimmungen häufig auf sie übertragen. Und Hunde loten ganz genau aus, wie wir Menschen in unterschiedlichen Situationen so ticken, wie verlässlich wir sind, ob wir einen Plan haben und diesen auch durchsetzen können. Strahlen wir Ruhe, Gelassenheit und Selbstsicherheit aus, überträgt sich auch das auf unsere Hunde und es fällt ihnen häufig leichter, sich uns anzuschließen. Wenn wir jedoch nur so tun, als seien wir selbstsicher, als wüssten wir, worauf es ankommt, sind aber in Wirklichkeit ziemlich planlos unterwegs, wirkt sich das in hohem Maße auf unsere Authentizität aus. Und auch das bemerkt unser Hund sofort. Unser Verhalten und unsere Emotionen werden widersprüchlich, der Hund empfindet uns als unzuverlässig und Missverständnisse in der Kommunikation sind vorprogrammiert. Das wiederum wirkt sich meistens auf die Mensch-Hund-Beziehung aus.

Es ist also ein Geschenk für uns zu wissen, wie sehr wir mit unserer Stimmung und unserer Körpersprache Einfluss auf die Beziehung zu unserem Hund nehmen können. Wenn wir uns das zu Nutze machen, sind wir in der Lage, uns unserem Hund „in seiner Sprache“ mitzuteilen, Missverständnisse zu minimieren und eine Beziehung zu gestalten, die von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt ist.